ZOB 2008
Neubau Zentraler Omnibusbahnhof Pirna – für Seidel+Architekten

Städtebaulicher Grundgedanke
Ziel ist es, mit diesem zentral am Bahnhof gelegenen, überregionalen Busbahnhof die Funktionalität des Wartens damit zu verbinden, einen Stadtraum mit Aufenthaltsqualität zu schaffen – ein Stadtraum, der die Bedürfnisse des Menschen im öffentlichen Raum, mit dem Ziel der Akzeptanz von Stadtmöbeln, integriert.

Es entstehen Warte-Inseln, die an Position und Ausrichtung der einzelnen Haltestellen gebunden sind und verschiedene Funktionalitäten, wie Wetterschutz, Information, Warten, optische + haptische ( Sehschwache! ) Identität und Zeichen der Orientierung durch individuelle Gestaltung trotz gemeinschaftlicher gestalterischer Linie erfüllen.

Der Entwurf stellt eine wirtschaftliche Lösung durch seine Materialität, Serialität und Vorfertigung dar. Die Materialität ist geprägt durch Robustheit und Transparenz. Dies stellt einen wichtigen Faktor in Bezug auf Vandalismussicherheit dar. Sicherheit entsteht durch helle einsehbare Räume und interessante nächtliche Beleuchtung der einzelnen Inseln. Graffitischutz wird durch eine spezielle Schutzhaut auf Beton und anderen glatten Flächen im Wechsel mit gebrochenen Untergründen erzielt.

Am Kopf des Platzes in Richtung Stadt ( Gartenstraße ) verschmelzen die beiden Richtungen der Wartezonen in einem Terminalgebäude mit Fahrkartenschalter, Wartehalle und öffentlichen WCs.

Der Bereich zwischen den Inseln bleibt frei. Hier werden sich Stadtleuchten als Schlängellinie über den Platz ziehen. Die Inseln selbst werden durch integrierte Leuchten nachts zu „Leuchtenden Inseln“. Die sich an der Bahngleise befindenden Haltstellen werden einheitlich schlicht mit Sitzbänken und Pflanztrögen gestaltet. Auf den Übergang zum Bahnhof wird mit einer höheren Überdachung aufmerksam gemacht.

Das Blindenleitsystem wird zwischen Bussteig und Haltestelle angeordnet. Die Fläche von 1.50m wird gleichmäßig in 2 Flächen mit dazwischen liegendem Signalstreifen aufgeteilt.

Thematische Inseln
Der mittlere Platz des Busbahnhofes gliedert sich in verschiedenen Inseln, die die zwei Richtungen der Haltestellen aufnehmen. Alle Inseln bestehen aus dem selben Baustoff (Beton) und besitzen gleiche bauliche Module (überdachter Wartebereich mit Sitzbank). Unterschiede entstehen durch verschiedene Themen auf den Inseln. So sollen anhand von Baumaterialien die Elemente Wasser, Stein, Holz, Metall und Pflanze dargestellt werden.

Auf den Inseln entstehen mit den Materialien vielfältige Aufenthaltsbereiche, die neben dem Warten auch zum Schauen, Staunen, Entspannen, Entdecken und Erobern anregen sollen. Jeweils an der Funktions-Wand neben der Anzeigetafel wird das Thema der Insel anhand des Themen- Materials symbolisiert. Dadurch wird jede Haltestelle zu einer individuellen, unverwechselbaren Wartezone, die schon in der Ferne zu leichter Orientierung verhilft.

Stein-Insel – Bussteig 2
Auf der Stein-Insel wird zum Beton dieser Warte-Insel der Werkstoff Sandstein (Granit) kombiniert.Eine lange Sitzbank wird aus Sandstein-Bruch (Bruchsteinmauerwerk) errichtet. Am Ende der Insel befindet sich eine Fläche mit ausgelegten Bruchsteinplatten. Aus den Fugen wächst ein filigraner großer Strauch. Die Wand am Wartehäuschen ist mit Steinplatten verkleidet.

Wasser-Insel – Bussteig 3
Hauptbestandteil der Wasser-Insel ist ein großes Wasserbecken, durch einen Durchgang zum Platz unterbrochen. In der flachen Wasserfläche (10cm Wassertiefe) liegen große Steinquader (Sandstein oder Granit). Diese Steine bieten Gelegenheit zum Sitzen am Wasser oder zum Spielen und Turnen. Zwei Stein- Pflanztröge im Wasser sind mit Gräsern bepflanzt.

Holz-Insel – Bussteig 4
Auf dieser Insel soll der Kontrast zwischen dem kalt wirkenden grauen Beton und warmen Holz hergestellt werden. Dazu erhalten die Sitzgelegenheiten eine Auflage aus Holzlattung. Es entsteht eine Vielzahl an Sitzgelegenheiten für unterschiedliche Bedürfnisse. Das Wartehäuschen bietet Sitzen im Trockenen, auf der Bank mit Lehne kann man die Sonne genießen und auf dem großen Holzdeck kann man im Schatten der drei Birken / Zierkirschen (Säulenwuchs) sitzen und lümmeln. Die Wandverkleidung besteht hier aus Holzlattung.

Metall-Insel – Bussteig 5
Über die gesamte Metall-Insel verläuft ein Stahlstreifen (40cm breit) mit einer rostroten Patina. Als Kontrast zum Wartehäuschen gibt es am anderen Ende der Insel eine erhöht liegende Ebene zum bequemen Sitzen / Anlehnen. Der Metall-Streifen überzieht auch diese höhere Ebene. Im mittleren Bereich gibt es auf dem Streifen Körper aus Stahl, die abwechselnd mit blauen Gräsern bepflanzt sind oder zum Sitzen auffordern. An der Wand wird ein Mosaik aus Stahlplatten (Größe ca. 30x30cm) installiert.

Pflanzen-Insel- Bussteig 6
Auf dieser Insel sollen die Pflanzen den Beton in Beschlag nehmen. Es dominieren zwar die geometrischen Flächen und Körper, die Insel verändert sich aber je nach Jahreszeit und Alter. Als Kontrast zum Statischen Betonkörper (Wartehäuschen) gibt es hier ein Baumkarree. Die Bäume (Linden oder Platanen) besitzen einen rechteckigen Formschnitt (Kastenbäume), und greifen damit die geometrischen Formen auf. Der Boden ist mit niveaugleichen Platten ausgestattet in deren Fugen Rasen wächst. Die Würfel im mittleren Bereich sind abwechselnd Sitzgelegenheiten oder in Form geschnittene / immergrüne Sträucher (Taxus). An der Anzeigewand ist der Beton mit einer kletternden Pflanze (Wilder Wein oder Efeu) überwachsen. Dieser könnte über die Jahre auch das Dach des Wartehäuschens erobern.